Zürich (sda). Nötig sei in der Schweiz eine neue Alterskultur, die weit über die Diskussion über das Pensionsalter hinausgehe, heisst es in einer Mitteilung über die Studienergebnisse. Die Generation 60+ müsse neu als Impulsgeberin und Fortschrittspotenzial wahrgenommen werden, der eine besondere Bedeutung für den Transfer von Wissen und Können zukomme.
Dazu sei es nötig, älteren Menschen entsprechende Rollen zuzuschreiben. Unabdingbar sei eine systematische Vernetzung bestehender Angebote in Privatinitiativen, in kleineren Unternehmen und Organisationen sowie in Gemeinden auf höherer Ebene. Und für diese Angebote müsse dann auch Werbung gemacht werden.
Ältere Arbeitnehmende sollten einerseits schon vor der Pensionierung ihr Pensum reduzieren können. Anderseits sollten sie die Möglichkeit haben, über das Pensionsalter hinaus zu arbeiten – auch in neuen Rollen.
Erstes Forschungsprojekt dieser Art
Erhoben wurde die Studie «Talent Scout 60+» von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter der Leitung von Margrit Stamm. Die emeritierte Professorin an der Universität Freiburg ist Direktorin des Forschungsinstitut Swiss Education in Bern.
Befragt wurden 500 Männer und Frauen auf dem Weg zur Pensionierung. Die meisten empfänden die Pensionierung als Aufbruch in einen neuen Lebensabschnitt und nicht als Anfang einer Restzeit.
Fast jede und jeder Dritte (31 Prozent) verfügt laut Studie in einem der erfassten sieben Bereiche – Kunst, Intellekt, Soziales, Sport, Spirituelles, Handwerk, Natur – über ein weit überdurchschnittliches Wissen und Können. Für noch mehr, nämlich 36 Prozent, gilt dies sogar für mehr als einen Bereich.
42 Prozent wollen nur geniessen
32 Prozent der Befragten gaben an, sie wollten sich nachberuflich neu engagieren. 15 Prozent wollten weitermachen wie zuvor, und 11 Prozent haben das Bedürfnis, etwas Verpasstes nachzuholen. Immerhin 42 Prozent wollen alle Verpflichtungen abstreifen und einfach den Ruhestand geniessen.
Wie die Forschenden herausfanden, hängt es in erster Linie von der individuellen Person ab, und weniger von der familiären oder finanziellen Situation, ob jemand mit seinen Fähigkeiten auch im Alter etwas macht. Vor allem Frauen haben den Wunsch weiter zu arbeiten, etwas Neues zu machen oder Verpasstes nachzuholen.
Als laut Mitteilung erstes Forschungsprojekt überhaupt nahm die Studie Fragen zu Talenten und Expertisen älterer Menschen unter die Lupe und fragte nach brach liegenden Ressourcen. Hauptziel war es, Talente, Wissen und Können der Befragten zu erfassen.