Mitarbeitenden-Zufriedenheit – was das für die Praxis bedeutet
Zufrieden sind viele, doch wunschlos glücklich ist nur knapp jeder Dritte am Arbeitsplatz. Weshalb interne Kommunikation zur Zufriedenheitsbremse werden kann und wie HR echte Bindung schafft, zeigt die repräsentative Studie zur Mitarbeitenden-Zufriedenheit in der Schweiz.

Nur rund ein Drittel der Mitarbeitenden ist wunschlos glücklich mit dem Arbeitsplatz. (Bild: Madison Oren/Unsplash)
Eine offene und vertrauensvolle interne Kommunikation wird immer mehr zu einem relevanten Stellhebel für Mitarbeitenden-Zufriedenheit. Denn wer sich verstanden und wertgeschätzt fühlt, bleibt. Die aktuelle Studie zur Mitarbeitenden-Zufriedenheit Schweiz von HR Campus liefert hierzu aufschlussreiche Erkenntnisse. Sie zeigt, welche Faktoren Zufriedenheit und Bindung tatsächlich beeinflussen und wie eng Kommunikation, Führung, Digitalisierung und Entwicklungschancen miteinander verwoben sind (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1: Die wichtigsten Resultate der Studie von HR Campus zur Mitarbeitenden-Zufriedenheit 2025.
Im folgenden Beitrag geht es daher nicht nur um Zahlen, sondern um konkrete Impulse für den HR-Alltag.
Aus der Studie geht hervor, dass Mitarbeitenden-Befragungen und Feedback-Gespräche regelmässig durchgeführt werden. Dennoch bleiben diese häufig wirkungslos. Wie kann es sein, dass Unternehmen bei ihren Bemühungen um offene Kommunikation scheitern?
Mehr als die Hälfte der Befragten geben an, dass ihre Arbeitgebenden mindestens einmal pro Jahr eine Mitarbeitenden-Befragung zur Erhebung der Zufriedenheit durchführen. Zudem geben mehr als drei Viertel aller Befragten an, mindestens einmal pro Jahr persönliche Feedback-Gespräche mit Vorgesetzten oder Personalverantwortlichen zu führen. Gleichzeitig sehen wir, dass Aspekte wie Führung, Entwicklungsmöglichkeiten oder Karrierechancen im Vergleich zu strukturellen Rahmenbedingungen wie Arbeitszeiten, Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen oder Flexibilität deutlich schlechter bewertet werden.
Offensichtlich besteht hier eine Lücke zwischen Kommunikation und tatsächlich abgeleiteten Handlungen, da nach den Gesprächen oder Befragungen konkrete nächste Schritte ausbleiben. Auch in der Praxis erleben wir noch zu häufig, dass Gespräche zwischen Mitarbeitenden und Vorgesetzten nur «pro forma» stattfinden oder Kommunikation als «top-down» empfunden wird statt als partizipativer Dialog.
Damit solche Prozesse Wirkung zeigen können, empfiehlt es sich, die Mitarbeitenden in die Gestaltung dieser Prozesse miteinzubinden, die Ergebnisse und Handlungsmassnahmen transparent zu kommunizieren und durch digitale Tools allen zugänglich zu machen. Durch die aktive Einbindung der Mitarbeitenden kann eine wertschätzende und gleichberechtigte Kommunikation entstehen, die gleichzeitig die Zufriedenheit stärkt.
Dieser offene Informationszugang wird als eine der grössten Stärken der Personalführung wahrgenommen. Gleichzeitig zeigt sich, dass mangelnde Transparenz in Unternehmen ein Vertrauenskiller ist. Wie können Unternehmen die Hürden der Transparenz für mehr Vertrauen überwinden?
Wer ein hohes Vertrauen in seine Führung hat, ist messbar zufriedener im Job. Dabei zeigt sich auch, dass Vertrauen insbesondere durch wahrgenommene Nähe entsteht: Während 64 Prozent der Befragten hohes Vertrauen in ihre direkten Vorgesetzten zeigen, haben nur 45 respektive 42 Prozent der Befragten hohes Vertrauen in Unternehmensleitung und HR. Neben der organisatorischen und menschlichen Nähe bietet die Digitalisierung hier einen zusätzlichen positiven Hebel. Denn Befragte geben beispielsweise an, dass die Einsicht in die eigenen Daten das Vertrauen in ihr Unternehmen fördert. Auch moderne Intranet-Lösungen oder Kollaborations-Tools können dazu beitragen, dass Informationen und Entscheidungen zugänglich und verständlich werden.
Insbesondere beim HR zeigt sich in puncto Vertrauen und Transparenz noch Luft nach oben. Die Studie zeigt: Durch klare und einheitliche Lohnstrukturen, Transparenz in Personalprozessen, Schnelligkeit des Kommunikationsflusses oder Zugang zu eigenen persönlichen Akten kann auch das HR von mehr Vertrauen profitieren. Damit dies gelingt, sind jedoch klare Vorgaben für Personalprozesse nötig – und eine Führung, die Informationen offen und transparent teilt.
Neben Informationszugang und Digitalisierung hängt Zufriedenheit auch stark mit erlebter Wertschätzung und Entwicklungsperspektiven zusammen. Wie können Unternehmen gezielt in diese Treiber investieren, auch ohne grosses Budget?
In der Studie sehen wir, dass weniger als 40 Prozent der Befragten zufrieden mit den Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten in ihrem Unternehmen sind. Die Konsequenz davon ist hart: Wer sich nicht gehört und wertgeschätzt fühlt, wird sich woanders entwickeln. Diese Aspekte sind messbare Treiber für Motivation und Loyalität.
Wie bereits erwähnt, schaffen regelmässige Gespräche allein noch keinen Mehrwert. Es braucht aktives und modernes Talentmanagement statt blosser Personalverwaltung – und den Einbezug der Bedürfnisse von Mitarbeitenden in solchen Prozessen.
Bereits eine Verlagerung von rückblickenden und formalen Feedback-Gesprächen, die in der Schublade verstauben, hin zu zukunftsorientierten Dialogen mit umsetzbaren Massnahmen kann Verbesserung bieten. Bevor in umfassende Talentmanagement-Lösungen investiert wird, kann auch bei einfachen und wirkungsvollen Mitteln angefangen werden. Wertschätzung kostet nichts. Regelmässiges, ehrliches Feedback, Beteiligung an Entscheidungen und Lob im Alltag wirken oft stärker als andere Anreize.
«Ein höherer Digitalisierungsgrad kann viele Aspekte der Mitarbeitenden-Zufriedenheit nochmals deutlich unterstützen und zu einem besseren Wohlbefinden und einem geringer empfundenen Stresslevel beitragen.»
– Sandra Lugonjic
Zum Abschluss: Was ist die wichtigste Empfehlung an HR-Verantwortliche, die mit den Ergebnissen dieser Studie arbeiten möchten?
Die Studie bietet neben den hier erwähnten Aspekten noch weitere Einblicke in relevante Handlungsfelder der Mitarbeitenden-Zufriedenheit (siehe auch Abbildung 2). Entscheidend ist, dass jedes Unternehmen einen Ansatz wählt, der für den individuellen Mitarbeitenden-Kreis wirklich funktioniert. Zum Starten reichen schon kleine, gezielte Veränderungen, um besser auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden einzugehen. Vorausgesetzt, es findet ein offener und ehrlicher Dialog in beide Richtungen statt. Ein nicht zu unterschätzender Anspruch!
Ein höherer Digitalisierungsgrad kann zudem viele Aspekte der Mitarbeitenden-Zufriedenheit nochmals deutlich unterstützen und zu einem besseren Wohlbefinden und einem geringer empfundenen Stresslevel beitragen. Was die Studie nämlich deutlich zeigt: Zufriedenere Mitarbeitende sind belastbarer und weisen eine stärkere Bindung zum Arbeitgeber auf.

Abbildung 2: Treiberanalyse der Studie von HR Campus zur Mitarbeitenden-Zufriedenheit Schweiz 2025.