BGM Special 2020

Nähe trotz Distanz

Dass auf einen Schlag alle Mitarbeitenden im Homeoffice arbeiten, war vor Ausbruch der Corona-Pandemie für viele ­Führungskräfte kaum denkbar. Dementsprechend fehlte auch die Handhabung. Um die Gesundheit der Beschäftigten und den Austausch innerhalb der Teams nach der plötzlichen Homeoffice-Umstellung und für die Zeit danach zu ­fördern, hat Gesundheitsförderung Schweiz mit www.itsteamtime.ch innert fünf Wochen eine Plattform dafür geschaffen.

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«Erst durch die Pandemie haben viele Unternehmen gemerkt, dass auch sie Homeoffice nutzen können und es eine gute Alternative zur Arbeit im Büro darstellt», sagt Gerson Schärli, Projektleiter Innovation und Produktentwicklung BGM von Gesundheitsförderung Schweiz. «Wie gut die virtuelle Zusammenarbeit funktioniert, hat viele der von uns befragten Führungskräfte überrascht.»

Dennoch waren die Anfangsschwierigkeiten für Arbeitnehmende im Homeoffice zahlreich: «Sie mussten sich zunächst mit den Kommunikations- und Kollaborationstechniken vertraut machen.» Daneben beschäftigten sie die Homeoffice-Einrichtung und das Finden des eigenen Arbeitsrhythmus.

Dass der soziale Austausch «institutionalisiert» werden müsse, hätten die Führungskräfte und ihre Mitarbeitenden schnell entdeckt: «Viele Vorgesetzte haben für ihre Mitarbeitenden tägliche ‹Znüni Calls› oder ‹digitale Lunchbreaks› eingerichtet», sagt Schärli. Andere hätten ihrem Team Aufgaben gestellt, wie ein Bild ihrer Homeoffice-Einrichtung im Gruppen-Chat zu posten.

Allen Arbeitnehmenden gemeinsam gewesen sei aber die Frage: «Wie geht es uns?» Beim täglichen Austausch hätten viele eine private Seite ihrer Kolleginnen und Kollegen entdeckt. «Durch die gemeinsame schwierige Zeit nimmt man sich gegenseitig vermehrt als Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen wahr. Das verbindet.»

Schlechtere Arbeit durch Stress

Homeoffice kann aber auch auf die Psyche schlagen. «Die Arbeit gibt dem Leben Struktur», sagt Schärli. «Beim Homeoffice fällt diese teilweise weg. Arbeit, Privates und Familie vermischen sich.» Hinzu komme, dass Arbeitnehmende teilweise dauernd online seien und ununterbrochen arbeiteten. Die Konsequenz: Die Erholungszeit schrumpft. «Viele sind gereizter und neigen stärker zu Ärger und Wut.» Das wiederum belaste den Hormonhaushalt und könne sich in körperlichen Symptomen äussern. Darunter leide auch die Arbeitsqualität. «In gestresstem Zustand sind wir bei der Arbeit nicht effizient. Zudem verschlechtern sich unsere Beziehungen.»

Challenges durchführen

Doch wie können sich Mitarbeitende vor den negativen Aspekten im Homeoffice schützen? «Es hilft schon, wenn jeder offen sagen kann, dass es ihm heute nicht gut geht.» Wichtig sei nebst der Vermeidung von Stressoren, die eigenen Ressourcen zu stärken. Etwa mit der Plattform itsteamtime.ch: «Die Tools auf der Plattform fördern Gespräche über das ‹Wie geht es mir› und helfen, einander Wertschätzung entgegenzubringen und Ermutigung auszudrücken», sagt Schärli. «Arbeitnehmende erhalten zudem auf spielerische Weise Hilfestellung, wie sie ihren Arbeitsalltag gesund strukturieren und sich Verhaltensweisen aneignen können, die ihre psychische Gesundheit erhält und stärkt.»

Dazu zählt beispielsweise ein Homeoffice-Test, durch den man seinen eigenen Arbeitsstil besser kennenlernt und Tipps zur Verbesserung seines Arbeitsverhaltens erhält. Ebenso bietet die Plattform Tools, die im Team genutzt werden können. So lassen sich im geschützten Bereich beispielsweise Challenges durchführen. «Vereinbaren wir, dass sich jeder im Team täglich 30 Minuten an der frischen Luft bewegt, tut mir das gut und es verbindet uns miteinander, weil wir von ­unseren Erfahrungen berichten können», sagt Schärli.

Ebenso kann man andere mit einem Eintrag auf der Smiley Wall an seinen Empfindlichkeiten teilhaben lassen oder ihnen auf der Thank you Wall für ihre Unterstützung danken. Daneben finden sich viele weitere Tools wie #We-Time-Karten fürs Team, Warm-up-Tools für virtuelle Meetings oder ein Homeoffice-Miniworkshop.

Team Time

Im April 2020 hat Gesundheitsförderung Schweiz die viersprachige Plattform Team Time lanciert, um die psychische Gesundheit von Erwerbstätigen in Unternehmen zu fördern. Die Inhalte der Plattform helfen, das Zusammengehörigkeitsgefühl von Teams zu stärken, die grösstenteils im Homeoffice arbeiten. Der Kern der Website besteht aus einem geschützten Team-Raum mit verschiedenen Tools, mit denen der soziale Austausch gefördert werden kann. Daneben können Vorgesetzte ihren Mitarbeitenden als Zeichen der Wertschätzung eine Team-Time-Box schenken mit Teebeuteln für die gemeinsame Pause, Karten mit Kurzanleitungen und einer persönlichen Notiz. Die Nutzung der Plattform ist kos­tenlos. Die Team-Time-Boxen sind zum Selbstkostenpreis von 19.50 Franken erhältlich.

itsteamtime.ch

 

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Chefredaktorin, HR Today. cp@hrtoday.ch

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