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Social Media und kein Ende …?

Das Internet ist inzwischen definitiv in den Personalabteilungen angekommen. Alle sprechen über Social Media und fragen sich, wie sie Xing und Co. optimal nutzen können. Ein ungebremster Trend oder ist der Höhepunkt bereits erreicht?

Die gedruckte Stellenanzeige ist zwar laut dem Trend Report «Online Recruiting Schweiz 2010»* für suchende Arbeitnehmer und -geber noch am zweit- beziehungsweise drittwichtigsten. Print ist also keinesfalls aus dem Spiel.

Laut den Mediaforschern von Net-Metrix nutzen rund 92 Prozent aller erwerbstätigen Personen in der Schweiz und in Liechtenstein das Internet, Führungsverantwortliche gar zu 97 Prozent.

Auch das Mobile Web wird inzwischen von vielen Internetnutzern angenommen. Laut der Verbraucheranalyse 2010 (Träger Axel Springer / Bauer Media) hat sich die Zahl der Mobile-Web-Nutzer in Deutschland innert eines Jahres verdoppelt. Freilich sind dies laut der Studie Mediascope Europe 2010 (23 000 Befragungen) gerade mal 7 Prozent aller Internet User in Deutschland. In der Schweiz verwenden bereits 18 Prozent der Internetnutzer mobile Geräte für den Webzugang. Auch die Nutzung von Social Media auf dem Handy und ergo das Mobile Recruiting klingen nicht mehr wie Zukunftsmusik.

Gegenwärtig wird Social Media aber mehrheitlich ortsfest benutzt, und zwar mit enormem Wachstum in nur wenigen Jahren. Die Agentur Universal McCann, die fast 23000 Internetnutzer weltweit befragte, konstatierte einen Zuwachs von Social-Media-Mitgliedern um 130 Prozent innert dreier Jahre. 2006 waren 27,3 Prozent der Befragten Mitglied in einem Social Network, 2009 bereits 62,5 Prozent. Rund eine Milliarde Menschen ist weltweit bereits in Online-Netzwerken aktiv, sagt Stefan Schmidt-Grell vom Businessnetzwerk Xing in unserer Umfrage. Die Facebook Community, eine halbe Milliarde Mitglieder stark, wäre eine der bevölkerungsstärksten Nationen auf dem Planeten. In der Schweiz sind gemäss neuen Zahlen der Webagentur Virtua rund 2,25 Millionen User bei Facebook registriert. Das entspricht fast 50 Prozent aller Internetnutzer und knapp 30 Prozent  der Gesamtbevölkerung!

Wie viele Nutzer sind wirklich aktiv?

Auch das Berufsleute-Netzwerk Xing hat 260 000 Mitglieder zwischen Genf und 
St. Gallen und knapp ein Fünftel (18,9 Prozent) der Befragten im Report «Online 
Recruiting Schweiz 2010» benutzt mehr oder weniger aktiv Social Networks für die Stellensuche. Das kann nur heissen: Social Media wird immer wichtiger für Recruiting und Personalmarketing. Denn auch User, die nicht aktiv Stellen suchen, lassen sich durch Anzeigen auf Social Networks animieren und wären oft bei einem 
passenden Angebot bereit, den Job zu wechseln. Passives Sich-Finden-Lassen hat freilich noch nicht reüssiert: Gerade 7 Prozent der Befragten wurden bereits über ein Social Network von einem Recruiter kontaktiert.*

Es stimmt: Social Media und Web 2.0 erhalten im HRM mehr und mehr Aufmerksamkeit. Vielfach etabliert sind Web 2.0 etc. aber auch in anderen Unternehmensbereichen, etwa im Marketing oder in der Unternehmenskommunikation. Für Jutta Wurz, Teilnehmerin unserer Umfrage und bei Ringier HR-Leiterin für die Schweiz und Deutschland, ist die Überlegung, wie der Verlag als Arbeitgeber auf Social-Media-Plattformen künftig präsent sein soll, ein Fokusthema. Und es sollte aus ihrer Sicht nicht nur eines für das HRM, sondern ebenfalls eines der Kommuni
kationsabteilung und des Topmanagements sein.

Bereits gibt es die ersten Chief Social Media Officer (CSMO) – und wir konnten den allerersten der Schweiz, Thomas Brühwiler, CSMO bei der Hostpoint AG, ebenfalls für die Umfrage zum heissen Thema Web 2.0 und  Social Networks gewinnen. Alle Teilnehmer unserer Umfrage stimmen überein, dass Social Media ein wichtiges Anliegen für eine Unternehmung sein sollte.

Über die Signifikanz eines CSMO gibt es geteilte Meinungen, wichtig finden hingegen alle, dass das Thema, sei es durch Spezialisten oder Generalisten, kompetent und verantwortungsvoll im Unternehmen verankert wird. Dass sich Social Media langsam, aber sicher als nuancierter 
Recruiting-Kanal etabliert, bedeutet nach Ansicht der meisten Befragten aber nicht, dass die bereits etablierten Channels, ob Jobbörse oder Printanzeige, schon bald ihre Relevanz einbüssen.

Könnte vielmehr womöglich die Luft aus dem Social-Media-Hype auch schon wieder etwas raus sein? Denn laut Virtua stagniert hierzulande das Wachstum beim Marktführer Facebook. Seit Frühjahr 2010 kamen, vor allem bei der Gruppe 13- bis 29-Jährigen, keine neuen Mitglieder hinzu. Gründe dafür nennt die Agentur nicht. Eventuell ist das Potenzial einfach allmählich erschöpft.

Oder viele finden das «Mitmach-Web» auf Dauer doch nicht so furios. Wie schon einst beim 3D-Online-Hype «Second Life», das Millionen von Usern auswies, gibt es auch in Social Networks viele Karteileichen. Auf 30 Prozent der Twitter Accounts wurde laut Netzwerkausrüster Barracuda Networks noch nie ein Text («Tweet») verschickt. Nur rund 29 Prozent der Registrierten könnten wirklich als Nutzer des bekannten Social-Media-Tools bezeichnet werden.

Wunder Punkt Sicherheit

Oder sind es gar die Diskussionen um 
Datenschutz und Sicherheit in sozialen Netzwerken, die den Enthusiasmus derzeit etwas bremsen? Unsere Umfrageteilnehmer sind sich dieser Problematik durchaus bewusst. Richard Allan, Facebooks Chef für European Public Policy, bekannte kürzlich, dass aktuelle Hackingattacken und Geldbetrügereien zu einem Kernproblem von Facebook wurden.

Kriminelle Energie fürchten auch Unternehmen weltweit, die zwar das Poten-zial des Web 2.0 zur Produktivitäts- und 
Umsatzsteigerung erkennen, aber noch sehr skeptisch sind, was die Sicherheit 
anbelangt. Dies ergab eine Studie der Purdue University im Auftrag des IT-Security-Anbieters McAfee, für die in 17 Ländern über 1000 Entscheider in Unternehmen befragt wurden.

Demnach zweifeln 50 Prozent der Teilnehmer an der Sicherheit des Web 2.0 und 60 Prozent befürchten einen Imageschaden durch einen Missbrauch. 60 Prozent der Unternehmen haben aufgrund von 
Sicherheitsvorfällen bereits finanzielle Verluste erlitten, 2 Millionen US-Dollar im Schnitt, der Gesamtschaden beträgt mehr als 1,1 Milliarden Dollar, so die Studie. Die Litanei liesse sich fortsetzen – letztendlich aber ist «Cybercrime» kein spezifisches Manko von Social Media. Doch reicht der Fakt allemal zu einem kleinen «Show-Stopper», denn in einigen Unternehmen und Verwaltungen wird Facebook & Co. darob die rote Karte gezeigt.

Social-Media-News und -Tools

  • Mittels Schlagwortabfrage 
Zehntausende von Twitter-Jobangeboten durchsuchen twitterjobsearch.com
  • 
HRecruiting aus Hamburg integriert 
die Jobsuchmaschine jobtweet in seine 
E-Recruiting-Lösung HReCONNECT 
hrecruiting.de
  • 
Stets aktuelle Zahlen und News zu 
Facebook auf facebookmarketing.de
  • * 
Eine Arbeitsmarktstudie der Prospective Media 
Services AG
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Tom Sperlich ist freier Journalist.

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