
Interview mit Frédéric Patitucci
«Eine glaubwürdige Kultur zeigt sich nicht auf Plakaten, sondern im Alltag»
Philip Morris International durchläuft eine radikale Transformation: weg vom Zigarettengeschäft, hin zu rauchfreien Alternativen. Frédéric Patitucci, Chief People & Culture Officer, spricht im Interview über Kulturwandel, Employer Branding und warum HR in seinem Unternehmen längst keine administrative Dienstleistung mehr ist, sondern strategischer Treiber des Wandels.
HR-Themen
«Das Vokabular in Schweizer Mittel- und Grossunternehmen hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Früher bediente man sich in der Deutschschweiz in der Regel eines allgemeinverständlichen Wortschatzes aus dem deutschen Sprachraum und allen war meist klar, was gemeint ist. Im Zuge der Globalisierung hat sich das geändert. In Grossunternehmen ist die offizielle Sprache meist die ‹Weltsprache› Englisch – respektive oft Denglisch. Definition: Deutsch mit zu vielen und grösstenteils überflüssigen oder vermeidbaren englischen Ausdrücken durchsetzt. Damit einher geht eine eklatante Verarmung der deutschen Sprache. Daran ändern auch Zwitterkreationen wie die «match-entscheidende» ‹Can-do-Haltung› nichts.»
«Wenig wird bei gebildeten Menschen so emotional diskutiert wie die Ernährung. In der Regel isst der Mensch täglich drei Mahlzeiten und wird so im Laufe des Lebens automatisch zum Ernährungsexperten. Das menschliche Kausalitätsbedürfnis – wenn es um Gesundheit geht – nimmt suchtähnliche Formen an. Jede Unpässlichkeit wird umgehend auf die Ernährung zurückgeführt. Ein Drittel unserer Bevölkerung meint, eine Nahrungsmittelallergie zu haben. Wissenschaftlich belegt sind es jedoch nur Dreieinhalb Prozent der Bevölkerung. Unterstützt werden wir in unserem kollektiven Unwissen von einer Wissenschaft, die es schafft, alle 20 Jahre ihre vorgängig gültigen Dogmen über den Haufen zu werfen.»