Nachfrage nach Kurzarbeit steigt

Seit Kurzem können Schweizer Unternehmen Kurzarbeitsentschädigung beantragen, wenn sie wegen des überbewerteten Frankens Arbeitsausfälle haben. Erste Auswirkungen zeigen sich in einigen Kantonen, wie eine Umfrage der sda zeigt.

Image
Ingenieur_abb.jpg

Bern (sda). Bundesrat Johann Schneider-Ammann gab am 27. Januar bekannt, dass Kurzarbeit wegen des starken Frankens beantragt werden kann. Vor diesem Tag gingen täglich im Mittel 14 Gesuche ein, danach 34 pro Tag. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) bestätigte vom Onlineportal der «Neuen Zürcher Zeitung» genannte Zahlen.

Arbeitsausfall ist Voraussetzung

Remo Frei, stellvertretender Geschäftsbereichsleiter Arbeitsvermittlung bei beco Berner Wirtschaft, sprach auf Anfrage vom selben Trend: «Im Dezember und im Januar 2015 haben wir mehr Anfragen gehabt als vor einem Jahr.» Der starke Franken infolge des Nationalbank-Entscheids vom 15. Januar sei mit ein Grund dafür.

Für die Bewilligung von Kurzarbeit braucht es einen Arbeitsausfall. Alleine wegen Umsatzeinbrüchen und tieferen Margen infolge des überbewerteten Frankens besteht kein Anspruch auf Kurzarbeitsentschädigung. 41 Gesuche um Kurzarbeit gingen im Kanton Bern im Januar vorwiegend aus der Industrie ein.

Im Kanton Zürich zeigte sich bei den Voranmeldungen für Kurzarbeit im Vergleich zum Vorjahresmonat eine leichte Zunahme auf 55. Betroffen wären insgesamt 340 Angestellte. Neun Voranmeldungen wurden mit den Folgen des gegenüber dem Euro aufgewerteten Frankens begründet.

Im Januar 2014 waren in Zürich 33 Voranmeldungen mit 162 gemeldeten möglichen Betroffenen gezählt worden. Gegenüber anderen Jahren bewegen sich die jüngsten Voranmeldungen nach Angaben des Amtes für Wirtschaft und Arbeit (AWA) «auf moderatem Niveau».

«Ganz minimal spürbar»

Im baselstädtischen Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) hiess es, die Frankenstärke sei bisher «ganz minimal» spürbar bei der Kurzarbeit. Bis Freitag seien zwei telefonische Anfragen registriert worden und dazu eine konkrete Voranmeldung, also ein formelles Kurzarbeits-Gesuch mit dem starken Franken als Begründung.

AWA-Geschäftsleitungsmitglied Alessandro Tani sagte, solche Anfragen kämen möglicherweise später noch in grösserer Zahl. In Basel ist die Pharmaindustrie dominant, und diese ist weniger auf den Franken/Euro-Kurs empfindlich. Insgesamt sind in Basel-Stadt derzeit sieben Anfragen und drei Voranmeldungen für Kurzarbeit notiert.

Im Kanton St Gallen betrafen die Voranmeldungen für Kurzarbeit im Januar 1400 Mitarbeitende. Das seien doppelt so viele wie Ende Dezember, hiess es. Aktuell sind 75 Betriebe für Kurzarbeit angemeldet. Im Januar gingen 39 neue Gesuche ein: Davon haben 18 Unternehmen Währungsprobleme als Grund angegeben.

Mehr Auskünfte verlangt...

Auch das Tessin spürt erste Auswirkungen: «Wir haben seit dem 15. Januar rund 40 Anträge auf Kurzarbeit erhalten», sagte Sergio Montorfani vom zuständigen Amt für Arbeitsfragen. Dies seien doppelt so viele Antragsgesuche wie im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Als einen der Hauptbeweggründe hätten die Antragssteller den neuen Euro-Franken-Kurs genannt. Der Grossteil der Anträge sei von Mitarbeitenden kleinerer Unternehmen gekommen, sagte Montorfani.

Das Neuenburger Arbeitsamt verzeichnet zwar nicht mehr Gesuche, muss derzeit aber öfter Auskunft geben. Die Unternehmen würden die Sache allerdings unterschiedlich angehen, hiess es auf Anfrage. Vor allem einige Zulieferbetriebe für die Uhrenindustrie und mechanische Betriebe hätten hohe Verluste oder Auftragsrückgänge zu verkraften.

Auch in Genf ist Kurzarbeit noch nicht häufiger beantragt worden. Doch auch hier holten viele Firmen vorsorglich Auskünfte ein, wie es beim zuständigen Amt hiess. Im Januar sei Kurzarbeit für 24 Firmen bewilligt worden, im Vorjahresmonat für 21. Eine direkte Verbindung mit dem starken Franken bestehe nicht.

... oder noch keine Auswirkungen

Das Aargauer Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) dagegen sah noch keine Auswirkungen des Verzichts auf den Mindestkurs: Im Januar gingen 21 Voranmeldungen für Kurzarbeit ein, 11 mehr als im Vormonat und ebenso viele wie im Januar 2014.

Im Kanton Graubünden führten im Januar drei Betriebe Kurzarbeit ein. Betroffen waren 13 Arbeitnehmer. Das waren weniger als im Vorjahresmonat: Im Januar 2014 waren fünf Betriebe mit Kurzarbeit und 25 betroffene Arbeitnehmer registriert worden.

Die Waadt hat rund zehn Gesuche für die Einführung von Kurzarbeit im März bewilligt, wie es im Arbeitsamt hiess. Die Zahl der potenziell Betroffenen sei sehr tief. Negative Auswirkungen des starken Frankens habe die Waadt noch nicht gespürt. «Bisher keine Auswirkungen» meldete auch der Kanton Freiburg.