Schneider-Ammann: «Ich will sicher nicht die Löhne senken»

Die Wirtschaft erwartet von Bundesrat Johann Schneider-Amman Lösungen, um die Folgen des starken Frankens abzufedern. Lohnsenkungen seien für jedes Unternehmen aber sicher das allerletzte Mittel in extremen Situationen. «Ich will sicher nicht die Löhne senken.»

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Davos/Bern (sda). Das stellte Schneider-Ammann am Donnerstagmorgen am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda klar. In diese Frage könne er sich ohnehin nicht einmischen, das sei Sache der Sozialpartner. Der Volkswirtschaftsminister kann sich aber vorstellen, dass die Höhe der Löhne bei der Bewältigung der schwierigen Situation eine Rolle spielen wird.

Die Firmen würden alles unternehmen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und am Markt zu bestehen. «Das erwarte ich auch von ihnen», sagte Schneider-Ammann. Sie müssten die Kosten durch Effizienzsteigerung senken. Wenn dadurch die Preise sinken würden, bliebe auch die Kaufkraft erhalten.

«Es ist in dieser schwierigen Situation wohl realistisch, dass Löhne derzeit kaum steigen werden», sagte Schneider-Ammann. Bei gleichen Preisen sei es auch möglich, mit dem gleichen Lohn über die Runden zu kommen.

Sozialpartner müssen Lösungen finden

Die konkreten Lösungen müssten aber innerhalb der Branchen und in den einzelnen Unternehmen sozialpartnerschaftlich gefunden werden. Dort hätten beide Seiten realistische Vorstellungen davon, was am Markt möglich sei. Die Sozialpartner sollten sich nun an einen Tisch setzten und alle Möglichkeiten ausloten. «Auf dieser Basis kann man gute Lösungen finden», sagte er. Der Krisenartikel im Gesamtarbeitsvertrag der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) zum Beispiel gibt den Arbeitgebern in ausserordentlichen Situationen die Möglichkeit, die Arbeitszeiten befristet nach oben oder nach unten anzupassen.

Gefragt sei nun auch die Politik: «Wir müssen die Rahmenbedingungen verbessern, damit die Unternehmen weniger Aufwand und Kosten haben.» Notwendig sei beispielsweise die Sicherung der Bilateralen, der Abbau der Bürokratie und der Erhalt der attraktiven Steuerbedingungen mit der Unternehmenssteuerreform drei, so Schneider-Ammann.

«Konnten nicht viele Reserven bilden»

Dass es die Firmen in den letzten Jahren versäumt haben, sich auf die absehbare schwierige Situation einzustellen, glaubt Schneider-Ammann definitiv nicht. Alle hätten Innovation getrieben und ihre Kostenstruktur verbessert, um weiterhin Gewinne erwirtschaften zu können.

Für viele Firmen sei aber schon ein Euro-Kurs von 1,20 Franken eine gewaltige Herausforderung gewesen. «Ich glaube nicht, dass sie viel Reserven bilden konnten», sagte er. Auch Gewinne seien seiner Meinung nach nicht in einem unvernünftigen Mass ausgeschüttet worden.