Bern (sda). Die kleine Kammer anerkenne die Wichtigkeit der höheren Berufsbildung, sagte Kommissionssprecherin Anne Seydoux-Christe (CVP/JU). Sie verstehe auch die Schwierigkeiten jener Personen, die sich im Ausland mit ihren Abschlüssen bewerben wollten.
Der Ständerat zweifelt aber daran, dass die Motion von Nationalrat Matthias Aebischer (SP/BE) der richtige Weg ist, um die höhere Berufsbildung zu stärken. Er hat am Donnerstag den Vorstoss mit 32 gegen 5 Stimmen bei 8 Enthaltungen abgelehnt und folgte damit seiner vorberatenden Bildungskommission.
Die Motion wollte die Abschlüsse der höheren Berufsbildung mit «modernen Titelbezeichnungen» aufwerten, mit anderen schweizerischen und ausländischen Titeln gleichstellen und gesetzlich verankern. Die höhere Berufsbildung in der Schweiz sei die Topausbildung der Schweizer Berufsleute, begründete Aebischer seinen Vorschlag.
«Wer einen Ausweis dieser Kategorie erhält, gehört zu den Besten seiner Berufsgattung weltweit. Mit den heutigen Titeln der Abschlüsse wird diese Qualität international jedoch nicht erkannt.» Aebischer wollte deshalb den Bundesrat beauftragen, die Abschlüsse der höheren Berufsbildung im Berufsbildungsgesetz aufzuwerten.
Verwirrung mit akademischen Titeln
Die Mehrheit des Ständerats ist jedoch wie der Bundesrat der Ansicht, dass der «Professional Bachelor» oder der «Professional Master» eher Verwirrung mit den akademischen Abschlüssen stiften und die Hochschullandschaft verunsichern würden.
Ständerat Roberto Zanetti (SP/SO) liess diese Kritik am Vorschlag nicht gelten. «Wir kennen den Unterschied zwischen einem Gemeinderat, einem Kantonsrat und einem Ständerat auch, weshalb sollte das bei akademischen Titeln nicht auch gehen?», fragte er rhetorisch. Mit den englischen Bezeichnungen würden die Chancen eines Absolventen auf dem internationalen Arbeitsmarkt verbessert.
Zanetti blieb in der kleinen Kammer mit seinem Votum für die Motion fast alleine. Ihnen blieb jedoch ein Trostpflästerchen: Die kleine Kammer beauftragte den Bundesrat stillschweigend mit einem Kommissionspostulat, einen Bericht zur höheren Berufsbildung vorzulegen.
Bundesrat gefordert
Der Bericht soll zeigen, wie schweizerische Titelabschlüsse aufgewertet werden können und wie eine bessere internationale Anerkennung erreicht werden kann. Ein Baukasten mit klaren Titel-Übersetzungen in den Diplomzusätzen, den so genannten Diploma Supplements, soll eine grösstmögliche Vergleichbarkeit mit den akademischen Abschlüssen herstellen.
Bildungsminister Johann Schneider-Ammann sagte im Ständerat, es stehe ausser Frage, dass der Bundesrat die höhere Berufsbildung weiter stärken wolle. Er sprach die Verordnung zum Nationalen Qualifikationsrahmen für Abschlüsse der Berufsbildung (NQR Berufsbildung) an, die seit dem 1. Oktober in Kraft ist.
Mit dieser hofft der Bundesrat, die internationale Vergleichbarkeit und die Wertschätzung der schweizerischen Berufsbildungsabschlüsse zu verbessern. Die ersten Zeugniserläuterungen und Diplomzusätze sollen im Sommer 2015 veröffentlicht werden.