Lausanne/Genf (sda). Die Investitionen von schweizerischen Exportunternehmen haben im letzten Jahr um 30 Prozent abgenommen. Gleichzeitig ist der Anteil dieser Firmen an Akquisitionen im Ausland von 45 auf 63 Prozent gestiegen. Gekauft haben die Firmen zumeist Produktionsstätten oder Infrastrukturen. Dieser Sachverhalt weise auf Standortverlagerungen hin, sagt eine Studie. Diese wissenschaftliche Studie von Ökonomen der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) und der Universität Genf untersucht, welche Auswirkungen die Aufhebung des Euromindestkurses vor gut einem Jahr auf die schweizerische Wirtschaft hat.
Die Wissenschaftler haben die Daten von 200 börsenkotierten Schweizer Unternehmen analysiert. In ihrer Studie zeigen sie, dass innerhalb von sechs Monaten nach dem Entscheid der Schweizerischen Nationalbank (SNB) der Umsatz dieser Firmen um durchschnittlich 16,3 Prozent und der Reingewinn gar um 20,4 Prozent oder mehr als ein Fünftel zurückgegangen ist.
Missverhältnis von Kosten in Franken und Einnahmen in Euro
Der Hintergrund dafür ist, dass die exportorientierten Unternehmen ihre Kosten in Franken und die Einnahmen in Euro haben. «Wird der Schweizerfranken teuer, steigen ihre Kosten, ihre Marge sinkt, und ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit wird beeinträchtigt», lässt sich Studienmitautor Rüdiger Fahlenbach von der EPFL zitieren.
Das Missverhältnis zwischen Kosten und Einnahmen versuchten die Firmen auszugleichen, indem sie ihre Produktionsstandorte ins Ausland verlagerten – und dies möglichst schnell. Deshalb zögen die Firmen den Kauf bestehender Anlagen einem Neubau vor.
Solche Verlagerungen ins Ausland gehen mit dem Verlust von Stellen in der Schweiz einher. Die Studie ortet dieses Problem jedoch nicht nur bei den börsenkotierten Unternehmen, sondern vor allem bei den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die jedoch nicht analysiert werden konnten, weil diese ihre Zahlen nicht vorlegen müssen. Doch in der Schweiz hängen zwei Drittel aller Arbeitsplätze von den KMU ab. Diese können ihre Problem auf der Einnahmenseite nicht lösen, «sodass langfristig die Arbeitsplätze gefährdet sind».